top of page

verse

MARIE WIE NEBEL

Da sehe ich sie wieder
Marie, wie Nebel,

legt sie sich über meine Lider
raubt mir meinen Blick auf die Welt
Marie wie Nebel,

die alles im Schatten hält
Ihre Stimme ist so verstörend klar,
und meine Sinne in einem Verlies,
aus dem es kein entrinnen gibt.
Ihr Atem dröhnt in meiner Stirn,
die Gedanken bedeckt und im Nebel
lebt es sich leichter.

Nur einen Augenblick erhasche ich das Glück.
denn Marie wie Nebel

verzieht sich ein Stück
und ich versuche etwas anderes zu sehen,
aber sie verschleiert die Formen
Sie bestimmt die Normen,
die wir erblicken
und wenn sie glücklich ist,

verschenkt sie Entzücken

Marie wie Nebel und ich seh sie wieder,
wenn nicht in diesem Leben,
dann in ihren Liedern.

​

​

​

NICHTS

Nichts wird dich je verlassen
Nichts lässt dich komplett allein zurück
Nichts wird dich je passend machen,
du bist das pure Glück.

Nichts kann dir deine Erinnerungen nehmen,
für nichts musst du dich schämen.
Nichts klingt wie ein Wort von dir zu mir,
und nichts ist so schön wie ein lächeln von dir.

Die Erkenntnis,
durch dein Leben zu laufen,
hat mich kalt erwischt,
und das alles für ewig und für nichts.

Nichts ist wie du, wenn du ganz bei dir bist,
nichts zählt mehr, wenn du meine Wange küsst.
Niemand zählt die Zeit die wir verbringen
und niemals kann sie schöner verklingen.

​

​​

​

Es ist...

Es ist die Geschichte eines Mannes.
Nein, es ist die Geschichte eines Mannes und einer Frau.
Eventuell ist es auch die Geschichte einer Familie.
Nein, es ist nicht eventuell sondern auch die Geschichte einer Familie.
Sicherlich ist es aber die Geschichte eines Mannes, und seiner Jugend in einer Stadt.


In Häusern aus Backstein, der aus den gemahlenen Trümmern
einer älteren Stadt gebrannt wird,

die so nicht mehr existiert.
Es ist die Geschichte von Menschen, die froh waren in diesen
Häusern zu leben, um sich vor der eigenen Vergangenheit
abzuwenden.

Es ist also eine völlig neue Geschichte aus ihrer Sicht,
aber es ist verbunden mit der Hoffnung auf Zukunft und
deshalb auch die Geschichte dieses Manns.
Der Mann soll ein Stück Zukunft sein an dem man sich aufrichten kann, hat man doch alles andere zum anlehnen und aufrichten verloren.
Es ist also die Geschichte eines Neubeginns, der die Geschichte ausblendet und eine Gegenwart und Zukunft
ohne Vergangenheit konstruiert.
Es ist die Zeit der kurzen markigen Sprüche.
Anpacken, in die Hände spucken, aufbauen…
Es ist nicht die Zeit um groß nachzudenken.
So wächst dieser Mann auf.

Es ist also die Geschichte eines Mannes, der keine Vergangenheit spürt und beginnt zu fragen und alles in Frage zu stellen.
Es ist eine Zeit, wo der Mann und andere seines Alters Nähe suchen, wo keine ist.
Es ist die Geschichte vieler junger Männer und Frauen,

die das tun.
In Parks oder Kneipen hockt man in typischer Kreisform,
welche ein Zeichen für Schutz und Verbundenheit ist.
Im Kreis gibt es kein Vorn und kein Hinten, 
man ist geschützt von außen und sieht sich als ein Teil von… was?
Es ist die Zeit als der Sommer unendlich lang und die Liebe
unendlich groß und schmerzhaft ist.
Aber erstmal ist es die Zeit als ein Sound, eine Musik ausreicht,

um Wärme und Nähe zu fühlen.

Es ist die Zeit, als dieser Mann alle Fragen dieser Welt stellen wollte, obwohl er schon wußte, dass ihm niemand antworten wird.
Es ist die Geschichte, der Geschichten, die dieser Mann nur noch in paralysiertem Zustand ertragen kann.
Es die Zeit von ihm und anderen jungen Männern und Frauen,
die ins Ausland reisen wollen, weil sie das Inland nicht ertragen, aber im Ausland auch nicht willkommen sind.
Es ist die Geschichte von Ideologien, mit denen man die Leere der nicht vorhandenen Vergangenheit füllen will.
Aber vor allem ist es dabei sonnig und voller Musik.

Es ist die Geschichte der Zeit, die durch Musik geprägt wird
und dem Wunsch, eine eigene Vergangenheit zu erschaffen.
Es ist die Geschichte vom Bruch mit der nicht vorhanden Geschichte seiner Eltern und dem aufkratzen der Wahrheit
unter dem eiternden Schorf der Lügen.
Und es ist die Geschichte eines jungen Mannes,
der dachte, er müsse sterben, als die junge Frau die er liebte,
ihn verließ, aber es war immer noch Sommer und
er besuchte sein erstes Openair Festival.
Patchouli und Moschus und alles ist Klang

duftet so völlig anders.
Damit ist es dann wieder die Geschichte zwischen Mann und Frau, aber nicht nur.

Es ist die Geschichte eines Landes, dass alles besser machen und nichts so wie es mal war lassen möchte.
Es ist die Zeit, als der junge Mann aus der Familie eines Bäckers an die Universität geht.
In einem Land, dass für alles eine wundervolle Allegorie hat,
aber keine Analogie zu Vergangenem.
Es ist deshalb auch die Geschichte von der Analogie der nicht vorhandenen Ereignisse.
Die kommen aber noch.
Es ist die Geschichte vom Aufstieg… es ist noch nicht die Geschichte vom fallen, das passiert erst später.
Und die ganze Welt ist voller Klang.

Es ist die Geschichte von Bellbottom Jeans und Frauen,
die ihre Haare hüftlang tragen.
Es ist die Zeit der Göttinnen, denkt der Mann.
Es ist die Geschichte eines Irrtums, nämlich dem, dass der Mensch frei sein könnte.
Es ist der Irrtum der Romantik.
Er denkt, es wird Zeit, dieses Land mal zu hinterfragen
und viele andere fragen sich das auch.
Es ist nun die Geschichte, die hinterfragt und verachtet wird, inklusive der Älteren.
Fritz the Cat.

Es ist die Zeit, alles anders zu machen, egal ob es besser ist.
Dadurch wird Geschichte gemacht, aber eine ohne Geschichte.
Nun ist es die Geschichte eines Mannes, die es so noch nie gab.
In Wohnungen mit vielen Männern und Frauen, die Nähe suchten und schon am Alltag verzweifelten.
Es ist eine zornige Zeit, obwohl sie doch aus dem Wunsch
nach Liebe entstand.

Es ist die Geschichte eines Mannes,

der die Frankfurter Schule, Brecht und Siegfried Kracauer liest

und Frau Carlos Castaneda und Hermann Hesse.
Der Mann legt seinen Parka ab und trägt nun ein Cordsakko.
Er hört Jazz und es fühlt sich gut an,

wenn man in die Musik fällt.
Dazwischen gibt es eine grosse Liebe zu einer 12 Jahre älteren Frau und einen schmählichen Abgang, als diese „Nägel mit Köpfen“ machen will.
Dazwischen sweet smoke und Eberhard Weber und oh ja, Bolero…
Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der nun anfängt zu arbeiten. In einem Beruf, der nichts mit seinem Studium, aber viel mit seinem Wunsch nach Aufstieg zu tun hat.
Der junge Mann tauscht das Cord Sakko gegen ein Tweed Sakko aus und trägt nun Cordhosen anstelle Jeans.

Es ist die Zeit, in der man keine Zeit hat, aber diese lächelnd verschwendet.
Es ist die Geschichte eines jungen Mannes

auf dem Weg „nach oben“.
Es ist die Geschichte eines Landes für das nur
„the sky is the limit“ gilt.
Keine Atempause…Nun wird wirklich Geschichte gemacht.
Es ist die Geschichte von jungen Männern und Frauen, die sich in diesem System bewegen und anderen, die die Führer dieses Systems ermorden.
Alles ist im Fluss, alles.
Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der nun nach Grey Flanel oder Vetiver duftet, damit er nicht den Gestank seiner Umwelt wahrnimmt.
Es ist die Zeit der durchfeierten Nächte und der Sprachlosigkeit,
schön herausgeputzt in wahlweise Laura Ashley oder Bauhaus.
Es ist eine schöne und belanglose Zeit.
Aber man lächelt und fühlt sich wohl.

Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der die Wohngemeinschaft gegen eine geräumige Altbau Wohnung mit Flügeltüren eintauscht.
Es ist nicht die Geschichte von einem glücklichen jungen Mann.
Aber es ist wenigstens irgend was…
Es ist die Zeit, die er nun Nachts in seiner Wohnung verbringt
und die Lichter der Autos, die in seinem Zimmer erscheinen verfolgt, wie sie im Boden versinken.
Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der anfängt teure Spirituosen zu trinken und mehr verdient als der Bürgermeister seiner Stadt.
Es ist die Zeit, die leere Zeit, die er nicht zu füllen vermag.
Es ist auch die Zeit einer Frau, die ganz ähnlich wie er fühlt.
Sie lernen sich kennen und kommen nicht mehr los voneinander.
Es ist nun die Geschichte eines Mannes und einer Frau.
Bald ist es die Geschichte einer Familie.

Es ist die Geschichte eines Mannes, der die Verantwortung
für eine junge Frau und Kinder übernimmt.
Es ist nicht mehr eine leere Zeit, sondern eine Zeit voller
erster Dinge.
Es ist nun Zeit über ein Haus nachzudenken und einen Baum den man pflanzt, aber der Mann ziert sich ein bisschen,
denn es scheint ein wenig zu spiessig zu sein,

den Wunsch seiner Eltern nachzuäffen.
Die Geschichte des Mannes wird zunehmend von dem Geschäft
des Mannes bestimmt.
Der Mann fängt an zu grübeln.
Er denkt nach, wann die glücklichste Zeit seines Lebens war.
Er kann sich nicht mehr erinnern, nicht weil er vergesslich,
sondern weil das Leben ihm keine erschöpfende Antwort
darauf gibt.
Es gibt auch keine Antwort darauf ausser... atmen.
Es ist die Geschichte eines Mannes, der glaubt sich an seine
Prinzipien erinnern zu müssen.

Es ist die Zeit des Zusammenbruchs.
Der Mann kann seine Prinzipien und sein wirken nicht mehr zusammenfügen.
Es ist die Krankheitsgeschichte eines Mannes in diesem Land.
Es ist die Geschichte eines Mannes, der nur noch weg will.
Es ist das Ende der Suche in einem Land, dass seine Prinzipien
nicht mehr benennen kann, weil es kein Gedächtnis hat.
Aber es ist nicht das Ende.


Wenn sie wollen, träumen sie bitte diese Geschichte weiter.
Es ist die Geschichte eines ganz normalen Menschen,
der nun versucht, für sich eine Erklärung zu finden,
um nicht völlig unsichtbar zu werden.
Es… ist nichts mehr und nicht weniger als das Leben.

​

​

​

ICH  ERHEBE  ANSPRUCH!

Ich erhebe meine Stimme
und du begräbst den Klang meiner Worte
und du schaust so desinteressiert
und bist an anderen Orten.

Doch ich erhebe Anspruch;
auf alle Dinge die du noch nicht geändert hast,
in meinem Leben, in unserer Welt und…
auch wenn es dir nicht gefällt, auf meine Liebe,
die in mir alles hält, was sonst auseinander fällt.

Ich erhebe Anspruch;
auf deine Lippen, dass lächeln das sie formten,
die mich führten zu neuen Orten
und auf einfach alles bis zu den Klippen
von denen die Worte an mich nun kippen,
wie meine Erinnerungen an dich.

Ich erhebe Anspruch;
an mich und mein Leben vor dir.
Die Erinnerungen mögen ab heute bitte leicht und schön sein
ist das möglich, oder ist es unerträglich,
das neue Leben von dir und mir?

Ich erhebe Anspruch;
auf eine neue Spur zu mir,
und unseren Plätzen an denen man meine Reste findet,
denn das meiste ist ja noch in dir.
Und so erhebe ich mich und verlasse dich,
zu den Trümmern der einstmals so schönen Orte
gebaut aus Liebe und unseren Worten.

​

​

​

Als du gingst

​

Als du gingst, schwiegen die Tauben

Der Wind und das Dach

Ziegel und Stürme kapitulierten

Wurden zu Kiesel und Böe, klein und schwach

Als du gingst hörten Schmetterlinge

auf zu schmettern

Wurden Donner und Blitz

klar und hörten auf zu wettern

Als du gingst

Begann eine neue Reise

Alles war auf dem Kopf gestellt

Die Welt war laut, nun war sie leise

Als du gingst, wurde die Stille ein Pflaster

Alles hörte sich gegenseitig zu

Der Donner den Ziegeln, der Wind den Kieseln

Als du gingst, fand die Unruhe ihre Ruh

​

von Britta Avalon Kagels

​

​

​

MÜDE

Ich bin müde,
müde vom Leben und der Welt,
müde vom deinem lächeln,
dass mir so gut gefällt.

Zu müde um zu antworten, zu müde zum schreiben,
viel zu müde zum denken und zu leiden.
weil ja alles nicht so schlimm ist, mit uns beiden.
Ich glaube nichts mehr, denn ich bin müde.

Vor lauter Müdigkeit fehlen mir die Worte
Ich will nichts mehr hören, hasse die dunklen Orte.
Zu müde um Gesichter zu erkennen.
Viel zu müde, um zu rennen.

Nein, ich bin müde, ich bin nicht besoffen.
Zu müde um dich zu spüren,
viel zu müde um noch zu hoffen.
Zu müde für deine Launen und Allüren.

Zu müde für das Leid der Welt,
nimm doch bitte alles was dir noch gefällt,
ich bin müde.
Egal wie lange ich schlafe,

die Müdigkeit bleibt;ich zähle Schafe...

 

 

 

LASSEN…
Zulassen sich für andere zu öffnen.
Einlassen auf das Leben.

Verlassen was man nicht mehr will.
Zu  lassen, was einen blockiert.

Einzulassen auf die Liebe.   

Gelassen mit ihr umzugehen.
Gehen und sich gehenlassen.
Lassen… es einfach mal geschehen zu lassen.



 

bottom of page